Vogelwelt am Schiersteiner Hafen
Ornithologische Exkursion des Nassauischen Vereins für Naturkunde am Sonntag, 24. April 2022 mit Peter Siersleben, NABU-Vorsitzender Wiesbaden, und Dr. Helmut Arnold, NVN
Der abwechslungsreiche, metallische und sich manchmal fast überschlagende Gesang der Nachtigallenmännchen begleitete die Gruppe fast die ganze Strecke auf der Rheinseite des Schiersteiner Hafens. Am Sonntagvormittag hatten sich nämlich auf Einladung des Nassauischen Vereins für Naturkunde (NVN) rund 30 Personen an der Endhaltestelle der Linie 23 getroffen, um die Vogelwelt am Schiersteiner Hafen unter Leitung des NABU-Vorsitzenden Peter Siersleben kennenzulernen. Dr. Helmut Arnold, Vorsitzender des NVN, begrüßte die ornithologisch Interessierten. Als erstes fiel den Exkursionsteilnehmern der markante, laute Ruf der Nilgans auf. Dieser große, farbig gezeichnete Vogel sei ein Neuling aus Afrika, der hier in deutlich größeren Gruppen als in seiner Heimat vorkomme, erläuterte Siersleben. Genau wie der Höckerschwan gehöre die Nilgans auch zu den Gänseartigen. Der große, weiße Vogel auf seinem Nest dicht am Ufer ließ sich von den Neugierigen beim Brüten nicht stören.
Bild: Dr. Helmut Arnold (3. von links) und Peter Siersleben (4. von links) begrüßen die Teilnehmer der Exkursion am Schiersteiner Hafen
Hier auf der bewohnten Seite des Hafens konnte der Vogelkundler auch auf verschiedene Kulturfolger wie den Haussperling, die Rauchschwalbe oder die Rabenkrähe hinweisen. Aber auch Star, Stieglitz, Stockente und Kormoran ließen sich blicken.In großen Höhen kreisten einige Schwarzmilane, die an der dunklen Unterseite, den schmalen Flügeln und dem gekerbten Stoß zu erkennen sind.
Bild: Ein Schwarzer Milan kreist über dem Schiersteiner Hafen
Zwischendurch machte Siersleben die Naturinteressierten auch auf einige Kräuter aufmerksam. Der gelb blühende Färberwaid hatte sich hier am steinigen Ufer stark ausgebreitet. Diese alte Färberpflanze habe auch als Heilpflanze antibakterielle und antivirale Wirkung, aus den Blättern könne ein blauer, aus den Wurzeln ein roter Farbstoff gewonnen werden, so der NABU-Vorsitzende.
Bild: Färberwaid
Auf der Rheinseite des Hafens war dann ein Klanggemisch aus verschiedenen Vogelstimmen zu hören. In den Gesang der Nachtigallen mischte sich das etwas monotone „Zilp-Zalp“ des kleinen Vogels mit dem namensgebenden Gesang, aber auch der flötende Gesang der Mönchsgrasmücke. Ab und zu ließen sich auch Blau- und Kohlmeise sowie ein Buchfink hören. Die grünen Halsbandsittiche unterbrachen das Konzert mit ihrem Geschrei. „Die Luftröhre von Vögeln ist ganz anders geformt als bei Menschen“, erläuterte Siersleben. Mit Hilfe des so genannten Stimmkopfes oder der Syrinx erzeugten die Vögel ihren Gesang. Bei manchen Vogelarten würden die Luftsäcke an den Bronchien bis zu 30 Prozent des Körpervolumens einnehmen. Darum könnten sie so ausdauernd singen. Außerdem könnten manche die beiden Hälften getrennt einsetzen, um so die überschlagenden Gesänge zu erzeugen. Als die Gruppe die Runde um den Hafen fast beendet hatte, fiel allen eine fast wie Lachen klingende Vogelstimme auf. Die meisten vermuteten einen Grünspecht, aber Siersleben konnte erläutern, dass es sich hierbei um einen seltenen Wendehals handele. Zum Abschluss applaudierte die Gruppe dem versierten Führer. „Das war eine großartige Sache“, freute sich auch Arnold über die Hinweise auf Alltagsvögel und „Spezialitäten“.
Bild: Was singt den da? Peter Siersleben (mit Fernglas, links) versucht den Urheber des Gesangs in den Bäumen zu finden.